
Stockholms Metro – Kunstausstellung im Untergrund
In Stockholm gibt es allerhand zu entdecken. Die vielen spannenden Museen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt sowie Attraktionen um Stockholm herum.
Eine der Besonderheiten befindet sich sicherlich an den U-Bahn-Stationen oder auch Tunnelbana genannt. Über die ganze Stadt verteilt wurden von den über 100 U-Bahn Stationen mehr als 90 umgestaltet. Sie wurden von Künstlern in verschiedenen Stilen bemalt, gestaltet oder als Galerie benutzt. Deshalb wird das U-Bahn Netz immer wieder als längste Kunstaustellung der Welt betitelt.
Bei schlechtem Wetter könnt ihr hier ganz leicht den ganzen Tag verbringen und die außergewöhnlichen Stationen erkunden, aber auch ein Besuch von einzelnen Haltestellen lohnt sich.
Bevor es los geht:
Wenn ihr flexibel sein wollt, könnt ihr die Stationen einfach selber anfahren, wer aber noch etwas Hintergrundwissen dazu haben möchte für den gibt es z.B. eine „Free Underground Walking Tour“. Diese startet um 16 Uhr an der Station Gamla Stan.
Bevor ihr aber los fahrt, braucht ihr natürlich noch ein entsprechendes Ticket. In der Regel hält man sich länger in einer Stadt auf, wodurch es oft sinnvoll ist ein Mehrtages-Ticket zu kaufen. Hier findet ihr die Möglichkeiten dazu.
Tickets:
- 24-Std-Karte für Erwachsene kostet SEK 155 (ca. 14,75 €)
- 72 Std-Karte kostet 310 SEK (ca. 29,45 €)
- 7-Tage-Karte kostet SEK 405 (ca. 38,50 €)
- Einzelfahrt (75 Minuten gültig) kostet SEK 37 (ca. 3,50 €) und man kann unbegrenzt ein- und aussteigen.
https://sl.se/en/in-english
Wo befinden sich die Stationen?
Wie schon gesagt sind fast alle Stationen mehr oder weniger künstlerisch gestaltet. Diese hier haben wir während unseres Aufenthalts besichtigt.
Blaue Linie:
- T-Centralen
- Kungsträdgården
- Rådhuset
- Solna Centrum
- Näckrosen
- Tensta
Grüne Linie:
- Thorildsplan
- Hötorget
Rote Linie:
- Stadion
- Tekniska högskolan (Technische Hochschule)
Der zentrale Knotenpunkt im U-Bahn Netzwerk von Stockholm ist T-Centralen. Auf mehreren Ebenen treffen hier alle Linien zusammen. Hier entstand 1957 die erste komplett umgestaltete Station von Künstler Per Olof Ultvedt. Die in blau und weiß gehaltene Struktur soll laut Interpretation zur Beruhigung und Entschleunigung in der am meist frequentierten U-Bahn Station beitragen.
Die wohl mit am beeindruckendsten Stationen im gesamten Netzwerk. Der sinnbildliche „Garten des Königs“, der über die Zeit an verschiedenen Orten angeleget war, wird hier nachgebildet. Viele Elemente sind nach Vorlagen des königlichen Palasts und des Garten nachempfunden. Die Farben rot, weiß und grün sollen an den früheren französischen Garten erinnern.
Eine Besonderheit ist, dass es hier als einzigen Platz in Nordeuropa die Spinne „Lessertia dentichelis“ bestaunen kannst. Angeblich soll sie während der Bauarbeiten in den 1970er mit den Baumaschinen bzw. Equipment aus Südeuropa miteingereist sein.
Weiter auf der blauen Linie befindet sich die Haltestelle Rådhuset. Fährt man mit der Rolltreppe hinunter könnte man auch denken man fahre in den wortwörtlichen Untergrund. Kleinere Details wie eingearbeitete Körbe und Überreste sowie eine Säule am Eingang könnten auch eine antike Grabstätte nachbilden.
Solna Centrum gehört zu den Stationen, die 1975 als erstes geöffnet hatten. Die Künstler Karl-Olov Björk und Anders Åberg wollten zunächst „nur“ den grünen Wald mit einem roten Sonnenuntergang malen. Allerdings fügten sie später, um auf politische Missstände aufmerksam zu machen noch improvisierte Details dazu. Darunter fallen der Umweltschutz, Rodung und Entvölkerung ländlicher Gebiete.
Direkt nach Solna Centrum findet ihr an der Haltestelle Näckrosen eine bemalte Decke mit an den Namen angelehnten „Seerosen“. Sie gehört zu einer der ersten Stationen aus dem ersten Bauabschnitt.
Aufgrund des hohen Migrationsanteil im Vorort Tensta versuchte die Künstlerin Helga Henschen zusammen mit Arne Sedell und ihrem Bruder Lars allen Immigranten ein herzliches Willkommen zu wünschen. Mit ihren aussagekräftigen Farben und Formen der Tiere sowie stilisierten Pflanzen verbachten sie über ein Jahr mit der Dekoration, um alle Leute aus verschiedenen Kulturen zu feiern.
Obwohl die Haltestelle bereits 1952 erbaut wurde hat sie ihr heutiges Design erst 2008 von Künstler Lars Arrhenius erhalten. Die einzige Vorgabe an ihn war, dass er mit Fliesen arbeiten muss. Inspiriert durch die Gegend mit Aufzügen, erhöhten Bordsteinen und Kreuzungen empfand er die Station einem Videospiel nach.
Wie viele der früh gebauten U-Bahn Stationen war auch Hötorget lange nur im schlichten Fliesendesign gestaltet. Erst später durch viele Diskussionen zwischen der Politik und der Kunstszene durften mehr Haltestellen umgestaltet werden. So war es 1998 Gun Gordillo, der die berühmten Neonlichter an die Rolltreppen anbrachte. Das restliche Design das mittlerweile zum Klassiker wurde ist weitestgehend unberührt geblieben.
Als die Station 1973 gebaut wurde waren viele Leute skeptisch gegenüber einer unterirdischen Haltestelle. So kreierten die beiden Künstler Åke Pallarp und Enno Hallek einen blauen Himmel mit Regenbogen, um die Leute zu erinnern, dass der Himmel nicht weit entfernt ist.
Außerdem wollten sie die Bevölkerung aufmerksam auf das glorreiche Stadion machen, welches abgesehen von den Olympischen Spielen 1912 immer noch als ein zentraler Ort für Konzerte und sportliche Höhepunkte dient.
Die königliche technische Hochschule, die im Jahr 1827 gegründet wurde, bekam erst in den 1970er Jahren ihre eigene U-Bahn Station. Doch natürlich hat der Künstler Lennart Mörk die wissenschaftliche Fortschritte und Entdeckungen in seiner Kunst zum Ausdruck gebracht. Mit den fünf verteilten regulären Polyeder symbolisiert er Plato’s fünf Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft, Äther.
Ausgestellt sind auch die Darstellungen des kopernikanischen Heliozentrismus, des mechanischen Alphabets von Polhem, der drei Newtonschen Bewegungsgesetze und der Versuche von da Vinci eine Flugmaschine zu schaffen.
Neue U-Bahn-Stationen in Planung:
Seit unserem Aufenthalt 2016 wurde die U-Bahn-Station Odenplan noch fertiggestellt. Bis 2025 werden 12 neue Stationen gebaut, welche dann wiederum ebenfalls künstlerisch gestaltet werden. So soll an der Haltestelle Sofia in Södermalm eine Baumwelt im Untergrund entstehen und die Station in Hagastaden eine überdimensionale Schnecke verkörpern. In der Zwischenzeit können Künstler auf 7 Stationen verteilt im vierteljährlichen Rhythmus ihre eigenen Werke ausstellen, um sie so in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

